Am 7. Oktober begeht die Kirche das Rosenkranzfest. Vor 437 Jahren, am 7. Oktober 1571, besiegte die christlich-abendländische Flotte unter Führung des Habsburgers Don Juan d'Austria, dem Sohn den römisch-deutschen Kaisers Karl V., vor Lepanto die osmanische Seestreitmacht. Diesen Sieg, der für das Überleben den christlichen Abendlandes von essentieller Bedeutung war, schrieb man der Fürbitte der Muttergottes, der Königin des Rosenkranzes, zu.
Vor genau 70 Jahren, am 7. Oktober 1938, versammelten sich im Stephansdom zu Wien tausende Menschen, vor allem Jugendliche, um ein Glaubenszeugnis für die Kirche und für ein katholisches Österreich abzugeben. Kardinal Innitzer sprach damals von der Kanzel: "Unser Führer ist Christus, unser König!" Noch Stunden nach dem Gottesdienst waren Massen von katholischen Jugendlichen vor dem Erzbischöflichen Palais versammelt und skandierten: "Wir wollen unseren Bischof sehen!" Teilweise wurden Sprechchöre angestimmt, wie sie auch bei nationalsozialistischen Veranstaltungen damals üblich waren, nur setzte man statt "Führer" eben "Bischof". Diese Kundgebung war natürlich eine Provokation den nationalsozialistschen Machthabern und ihren Anhängern gegenüber. Auch kam es zu Schlägereien mit anwesenden Nationalsozialisten und Hitlerjungen, die allerdings an diesem Abend am Stephansplatz in der Minderzahl waren. Nicht so am darauffolgenden Abend, am 8. Oktober, als organisierte Abteilungen der HJ in das Erzbischöfliche Palais eindrangen, und dort mit gehöriger Randale und Sachbeschädigungen ihrem Zorn gegen die Kirche Luft machten. Einrichtungs-und Kunstgegenstände wurden aus dem Fenster geworfen. Leider kam dabei auch ein Geistlicher zu Schaden, der von den HJlern brutal aus dem Fenster gestürzt wurde und verletzt unten liegen gelassen wurde. Ein markanter Spruch gegen den beim katholischen Volk sehr beliebten und verehrten Kardinal Innitzer war: "Innitzer und Jud, eine Brut!" Ein offizieller Protest der Erzdiözese Wien in Berlin wurde nicht beantwortet.
Nun ist es sicher wichtig, sich dieser vergangenen Ereignisse zu erinnern. Viel wichtiger wäre es aber meiner Meinung nach, nicht in der Beschau der bedauerlichen vergangenen Ereignisse zu verharren, oder gar selbstgefällig und zufrieden auf den Bekennermut der damaligen Katholiken des 7. Oktober 1938 hinzuweisen, sondern daraus die Lehre für die heutige Situation zu ziehen. Wenn damals vor 70 Jahren die offene Bedrohung für die Kirche von totalitären kirchenfeindlichen Systemen wie dem Nationalsozialismus oder dem Bolschewismus/Stalinismus ausgegangen ist, dann geht sie heute, in einer weit subtileren aber nicht ungefährlicheren Form, von der Diktatur des Relativismus, des Hedonismus, der Selbstverwirklichung um jeden Preis aus. Sie geht aus von der aggressiven gesetzlichen Verankerung von "Menschenrechten", die auf Kosten der Ungeborenen und der Alten sowie auf Kosten der naturgesetzlich verankerten sittlichen Ordnung gehen. Sie geht schließlich aus von der völligen Entchristlichung des einstmals christlichen Abendlandes. Eine "Religion der Menschlichkeit" ohne Gott bereitet den Weg für den Antichristen. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet.
Daher wären wir gut beraten, uns nicht auf das betroffene Warnen vor Fremdenhaß und Antisemitismus zu beschränken. Alle Lichterketten dieser Welt bewirken nicht so viel wie ein einziger ehrfürchtig gebeteter Rosenkranz. Die Wurzeln der Übel aus vergangener Zeit, wie auch die der Übel (so sie als solche von der Masse überhaupt erkannt werden) der heutigen Zeit, liegen tiefer. Es ist es etwas Anderes, wofür wir heute, am Rosenkranzfest des Jahres 2008 beten müssen: Wir müssen dafür beten, dass unser europäisches Abendland sich mit Herz und Seele wieder in Gott verankert.
Christus, unser König! Erbarm' dich unser! Allerseligste Jungfrau Mutter Gottes, Königin des Rosenkranzes, bitte für uns!
-JüKo-