Aus dem Newsletter von Radio Vatikan – 14.04.2007
Vertreter zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen gratulieren dem Papst (zum 80. Geburtstag, Anm.). Unsere Kollegin Silke Schmitt sprach mit der bekannten deutsche Feministin Alice Schwarzer: „Also herzlichen Glückwunsch, Heiliger Vater, ich hoffe, dass Sie die Frische und den Mut, mit dem Sie so viele heiße Themen angefasst haben, in den nächsten Monaten beibehalten werden. Aber da habe ich keine Zweifel.” Dieser Papst bewege etwas, so Schwarzer: „Ich habe mit großem Interesse festgestellt, dass er nicht gezögert hat, sich kritisch zu äußern zum politisierten Islam. Das ist ein Problem, das mich seit dreißig Jahren tief bewegt – weil ich das für eine große Gefahr halte für alle Menschen, aber vor allem für die Frauen und zuallererst für die muslimischen Frauen. Weil dies ein Kurswechsel ist im Vatikan, habe ich das besonders registriert, und ich sehe, dass der Papst auf diesem Weg weitergeht. Nicht nur einige wenige Male hat er gezeigt, dass er wirklich entschlossen ist zur Auseinandersetzung. Und das ist sehr gut!”
Besonders schätze Schwarzer an Benedikt, „…, dass er als Intellektueller sehr differenziert und sehr genau ist. Mir haben zum Beispiel die Äußerungen über Liebe und Sexualität gefallen, weil sie auch sehr menschlich sind. Und daran knüpfe ich die Hoffnung, dass dieser Papst sich vielleicht etwas mehr als seine Vorgänger auch unseren Problemen, den Problemen der Frauen stellen wird. Er hat ja am Karfreitag in seiner Rede das Los der gequälten Frauen explizit erwähnt und auch die unwürdigen Stammesriten. Aber ich meine dass auch die katholische Kirche endlich an diesen heißen Punkt dran muss, nämlich den, der sexuellen Gewalt.
”Kann man von diesem Papst noch etwas erwarten?
Alice Schwarzer: „Wir sind ja nicht sehr verwöhnt mit der katholischen Kirche und schon gar nicht mit dem Vatikan. Und mit voranschreitendem Leben habe ich gelernt, die Dinge realistisch zu sehen. Ich finde in Relation zu den vergangenen Jahrzehnten kommen von diesem Papst mehr Signale, als wir gewohnt sind - und ein sehr genaues Hinsehen in allen Äußerungen. Und da habe ich die Hoffnung, dass der Papst sowohl intellektuell wie politisch, wie auch menschlich, die Redlichkeit haben wird, die Realität von Frauen nicht weiterhin so stark auszublenden.” (rv)
Ein interessantes Lob von einer sehr unverdächtigen Seite. Alice Schwarzer, die Paradefeministin und Herausgeberin der Feministinnen-Zeitschrift Emma wäre einer der letzten gewesen, von der man ein Lob für das Oberhaupt der katholischen Kirche erwartet hätte. Vorallem in der Abtreibungsfrage ging Schwarzer immer wieder auf Konfrontationskurs mit der Kirche.
Aber es sei der Dame hoch anzurechnen, dass sie zu differenzieren weiß.
J.K.
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