Newsletter von Radio Vatikan – 29.04.2007
Vatikan: P. Jaeger, Abkommen mit Israel „möglich und notwendig”. Der Heilige Stuhl und Israel haben es nicht immer leicht miteinander.
Zuletzt kam es wegen einer Darstellung Pius XII. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu Verstimmungen. Auch der diplomatische Prozess zwischen den beiden Staaten scheint gelegentlich ins Stocken zu geraten. Nun sollen die Verhandlungen nach Agenturangaben doch weitergehen, und zwar am 21. Mai.
Wir haben dazu den israelischen Ordensmann David Maria Jaeger interviewt. Mario Galgano wollte von dem Nahost-Spezialisten und heutigen Kirchenrechtsprofessor in Rom zunächst wissen, welche Rolle die Katholiken heute im Heiligen Land haben:
„Die Katholiken sind ein Teil der palästinensischen Gemeinschaft und sie bringen ihre Perspektiven und ihre Überzeugungen sowie ihr reiches Erbe aus der Religion und der Moral in die palästinensische Identität und in die nationale Konstruktion ein. Darüber hinaus gibt die katholische Kirche als Institution einen spezifischen Beitrag durch ihre Schulen und Universitäten wie beispielsweise in Bethlehem. Dazu gehören auch Krankenhäuser und Wohlfahrtsinstitutionen. Kurz gesagt: Die katholische Kirche macht viel mehr für die palästinensische Bevölkerung, als Zahlen und Statistiken dies zeigen könnten.”
Welche Schritte würden Sie für eine Friedenslösung zwischen Israelis und Palästinenser vorschlagen?
„Der Friede muss und kann nur durch ein Friedensabkommen erreicht werden. Denn nur durch ein Abkommen kann ein palästinensischer Staat existieren. Daher muss es eine gegenseitige Anerkennung sowie gegenseitige Regelung der Verhältnisse geben. Das ist die grundlegende Bedeutung des Begriffs Friedensabkommen.
Wie können dabei die Katholiken auf der Welt den Christen im Heiligen Land helfen?
„Die Kustodie im Heiligen Land repräsentiert die Universalkirche in den Heiligen Orten, an denen unser Erlöser wirkte. Seit mehreren Jahrhunderten hat der Heilige Stuhl einen Kustos im Heiligen Land. Außerdem ist die Kirche im Heiligen Land für den Unterhalt der verschiedenen Institutionen sowie die Hilfe für Pilger verantwortlich. Die Katholiken auf der Welt helfen durch die Karfreitags-Kollekte den Christen im Heiligen Land. Doch die Kollekte alleine deckt nur einen kleinen Teil der Hilfe. Daher sind freiwillige Spenden sehr wichtig.”
Wie sieht im Augenblick das Verhältnis zwischen dem Staat Israel und dem Heiligen Stuhl aus?
„Es gibt Verhandlungen, die bereits seit mehreren Jahren laufen. Ihr Ziel ist es, ein normatives System auf die Beine zu stellen, das alle Rechte und Freiheiten der Kirche aufzählt. Dies kann nur durch Abkommen mit dem Staat Israel geschehen. Dieser Weg ist aber sehr schwierig. Doch mir scheint, dass die katholische Kirche diesen Weg mit Bestimmtheit gehen möchte. Von beiden Seiten gibt es das Vertrauen, dass dies alles möglich und notwendig ist. Doch – wie gesagt – das alles scheint nicht sehr einfach zu sein.” (rv)
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