Freitag, 17. November 2006

Zur Lage in der Türkei

Der ökumemische Patriarch Bartolomaios I. von Konstantinopel richtet ein Hilfegesuch an die Kirche. „Das Ökumenische Patriarchat ist vielleicht die einzige Kirche der Welt, die keine Möglichkeit hat, ihre Priester auszubilden“, sagt Bartholomaios.

Zu den Hintergründen der Lage der Christen und der orthodoxen Gemeinde in der Türkei ist in der tagespost ein hervorragender Artikel erschienen. Der Patriarch sagt, die Christen seien in der Türkei bloß Bürger zweiter Klasse.

Der Patriarch wünscht sich "von ganzem Herzen" die Aufnahme der Türkei in die EU, weil er sich davon erhofft, dass die Türkei endlich besser mit seinen Minderheiten umgeht. Die Religionsunterschiede spielten dabei keine Rolle, meint Bartolomaios.

Sehr erleichtert zeigt man sich auch darüber, dass Benedikt XVI. seine Reise in die Türkei trotz der türkischen Morddrohungen nach seiner Regensburger Rede vom 12. September 2006 beibehält.

Extremistische türkische Zeitungen hatten geschrieben „Dieses Land wird das Grab des Papstes“ oder „Das Land wird verunreinigt durch diesen Besuch“. Es gebe eine kleine extremistische Minderheit, die aber sehr laut agiere und auch immer wieder vor dem Patriarchat demonstriere. „Die Polizei in Istanbul schützt uns effizient“, meint Bartholomaios. (Tagespost)

Ist die Bevölkerung und die Kultur der Türkei einschätzbar, kalkulierbar?

PeB
-jk-

6 Kommentare:

Diego hat gesagt…

in diesem Beitrag ist ziemlich viel verpackt;
ob die real existierende Türkei EU-kompatibel ist--das ist eine ziemlich leicht beantwortbare Frage: eigentlich nein;
allerdings gibt es eine ganze Reihe mehr oder weniger guter, realpolitiischer Gründe, die Türkei sami ihrer spez. Varianten des Islam in der EU sozusagen zu domestizieren.
Die Geschichte Österreich-Ungarns zeigt, dass der Islam, zumindest damals der Islam in der bosnischen Variante, aber das war ja schon die osmanische, durchaus integrierbar war und zwar in einem durch und durch katholischen Vielvölkerstaat.
Und da ist wiederum das Problem der heutigen EU.
Wo gibt es -außer dem liberalen Agnostizismus- ein alle zumindest theoretisch verbindendendes weltanschauliches Grundmodell innerhalb der EU, indem man den türk.Islam sozusagen domestiziert integrieren könnte?

Hospitalier hat gesagt…

Lieber Georg,
erst einmal willkommen auf meinem Weblog. Du bist der erste schreibende Gast
Ich kann dir nur voll inhaltlich recht geben, in deinen Überlegungen, sowohl was die alte Monarchie angeht, als auch was das traurige Faktum angeht, dass Europa de fakto bereits einer neuheidnischen Steppe gleicht.

Ich würde, polemisch gesprochen, sogar soweit gehen zu sagen, dass uns die moslemischen Zuwanderer moralisch überlegen sind, denn die haben eine Kultur und eine Religion und einen Behauptungswillen, alles Dinge, die dem Konsumeuropäer längst abhanden gekommen sind.


Gruß,
Jürgen

Hospitalier hat gesagt…

Nochwas zum Thema Moslems in Österreich: Offenkundig vertritt Herr Schakfeh nur etwa 20 % der in Österreich lebenden Moslems, welche ja eine sehr heteregone Gruppe sind. Z.B. wollen arabische Moslems mit den Türken rein gar nichts zu tun haben.
Vielleicht recherchiere ich das nochmal genauer und schreibe einen extra Artikel darüber.

-jk-

Diego hat gesagt…

ja Muslime sind überhaupt keine homogene Gruppe. Hör dir mal an, was bosnische Muslime über Türken oder gar Perser reden....
selbst in religiösen Fragen sind sie sich keineswegs so eins, wie wir hier meinen;
diese Tatsache macht das Problem der Integration des Islam in unserer gottvergessenen Gesellschaft aber noch lange nicht leichter....

Hospitalier hat gesagt…

Nein, du hast es schon gesagt: Integration worin?

Hospitalier hat gesagt…

Du hast geschrieben, dass die Bosniaken im durch und durch katholischen k.u.k. Reich auch kein Problem dargestellt haben. Und jetzt haben wir den Kernpunkt: Damals hatten wir eben noch eine gesunde und selbstbewusste Kultur, wussten noch was und wer wir sind und was wir für Werte zu verteidigen hatten.
Heute sind wir in Europa eine "gottvergessene" Welt, wie du schreibst. Ich konkretisiere: Nicht Gott hat uns, aber wir Ihn vergessen.
-jk-